Der große Spaß, wenn die Milliarden fließen: Uraufführung „be rich or die trying“ im Theater Marabu.
Willkommen in der Höhle der Löwen! Im Theater Marabu ist die erste Start-Up-Pitch-Party angesagt. Wir erfinden die Neuheiten, auf die Welt gewartet hat! Wir freuen uns auf Investorinnen und Investoren, die wir mit unseren Produkten überzeugen können! Vierzehn junge Performerinnen und Performer zwischen 13 und 17 Jahren haben sich unter der künstlerischen Leitung von Judith Niggehoff und Vivian Musweiler dafür in Schale geworfen und zum großen Deal eingeladen. In ihrem neuen Stück „be rich or die trying“ („Werde reich oder stirb bei dem Versuch“ – Pate steht das verfilmte Leben des US-Rappers „50 Cent“), das am Samstag seine umjubelte Uraufführung feierte. Das erste Investment ist schon da: das Eintrittsgeld des zahlenden Publikums für die Supershow der Nachwuchskapitalisten. Bei der ausverkauften zweiten Vorstellung waren das immerhin stolze 546 Euro. Einen kleinen Vortrag zur Geschichte des Geldes bis hin zu Kryptowährungen gibt’s gratis in der witzigen Parodie einer beliebten TV-Sendung.
„Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles! Ach wir Armen!“ wusste schon Fausts Gretchen. Aber ab wann reicht das Geld eigentlich, und was macht man damit? Klamotten kaufen, eine Weltreise machen oder ein Unternehmen wie „Flexify“ gründen, das einen reich erscheinen lässt, auch wenn man arm ist? „Ich ziehe Geld an wie ein Magnet“, rappen sie mit der Band K.I.T., tanzen die Finanzen, toben lustvoll durchs bunte Bällebad der Devisen, sausen mit einem roten Spielzeugauto herum (Ausstattung: Anna Lachnit) und träumen vom großen Coup. Working 7/24 – macht doch Spaß, wenn die Milliarden fließen. Gewinnen oder ausgeben – das ist hier die Frage. Oder die kostbaren Scheine einfach aufessen? Ständig ist die Truppe in Bewegung, redet chorisch virtuos über Ökonomie und Verteilungsgerechtigkeit. Mein Haus, mein Vermögen – oder vielleicht doch kostenloses gesundes Essen an allen Schulen? „Food for School“ ist eins der vier Projekte, die sie der Jury präsentieren.
Mitstimmen dürfen alle Zuschauer, den Ausschlag gibt am Ende sowieso die kleine Gruppe der VIPs, die schon vorab auf eine silberne Bank geleitet wird. Vor der Vorstellung befragen die Jugendlichen die Menschen im Theaterfoyer nach ihrem Umgang mit Geld. Die Antworten werden auf der Bühne verwendet, jede Aufführung ist also etwas anders. Das Enseble zelebriert die Show mit unverschämter Ironie. Bleibt nach 60 vergnüglichen Minuten die hochaktuelle Frage, wie viel oder wie wenig Geld die Demokratie verträgt.